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                      Gedicht des Monats 
                     
                     
                        An dieser Stelle werden in monatlicher Folge Gedichte von Verlagsautoren präsentiert, um auf das Lyrikprogramm des Verlages aufmerksam zu machen. Einige Gedichte sind bereits erschienen, andere aber werden hier erstmals publiziert.
                     
                     
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            DEZEMBER 
             
            
               
                  
 
                    
                    Abgelegener Ort
  
                    Hier ruhen die Wolken sich aus, 
                    von der Weite des Himmels
  
                    Schneeflächenflaches 
                    Hinterland
  
                    Blauschmelze 
                    über geometrischen Wäldern
  
                    Hinter Bäumen verbirgt sich 
                    das Kloster
  
                    Wind tritt aus Zweigen hervor, 
                    Schnee leuchtet im Jungwuchs, 
                    im Graben glänzt Wasser
  
                    Was gilt es, 
                    in aller Stille abzulegen?
 
  
                    Aus: Andreas König: Wanderer auf wörtlichen Wegen. Gedichte. 
                    Passau, 2021. 
                    © Ralf Schuster Verlag, Passau.
                    
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            NOVEMBER 
             
            
               
                  
 
                    
                    Der Tag ist kalt und senkrecht zieht 
                    Empor des Hauses Rauch; 
                    Es brennt die Luft. Mein Strom, heut sieht 
                    Man deines Atems Hauch.
  
                    Zu Eis erstarrt dein Uferrand - 
                    Doch du, du wallst in Ruh: 
                    Das freut mich, Freund, trotz Winterbrand 
                    Friert dir das Herz nicht zu.
  
    
                    Im Eisgeschmeid von Schollen 
                    Mit schaumkristallnem Rand 
                    Ziehst selig du vorüber, 
                    Es knistert leis wie Sand. 
                    Das sind vielhundert Kronen 
                    Von schimmernder Silberpracht, 
                    Die setzt mit weißen Händen 
                    Aufs Haupt dir die Winternacht.
 
  
                    Aus: Martin Buchner: Ausgewählte Gedichte. 
                    Hrsg. von Eva-Maria Hertel. Passau 2013
                    
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            OKTOBER 
             
            
               
                  
 
                    
                    Fort Boyard
  
                    Weiße Steine im salzigen Wasser, getürmt zu einer Festung. 
                    Das Fort widersteht den anstürmenden Wellen, 
                    trotzt dem schwarzen Himmel, 
                    den zuckenden Blitzen, dem rollenden Donner. 
                    Leere Boote schaukeln in der aufgewühlten See, 
                    zerren an ihren Ketten. 
                    Wind, die ersten Regentropfen.
 
  
                    Aus: Willi Arnolds: Du wirst mich finden am Montmartre. Bilder aus Frankreich. 
                    Passau 2020. 
                    © Ralf Schuster Verlag, Passau.
                    
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            SEPTEMBER 
             
            
               
                  
 
                    
                    Frühherbst im Bayerischen Wald
  
                    I
  
                    In Sicht kommt 
                    das Weite
  
                    Der Fels, 
                    ins weiße Licht gehoben, 
                    ein Warmblüter
  
                    Mein Rücken 
                    beginnt sich zu regen
  
                    II
  
                    Jedes Wort 
                    steht vor der Stille 
                    winzig da
  
                    Beeren und Augen 
                    reifen 
                    im Raum
  
                    Aus: Andreas König: Zwischentoren 
                    Passau, 2. Auflage 2019. 
                    © Ralf Schuster Verlag, Passau.
                    
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            AUGUST 
             
            
               
                  
 
                    
                    Bleibe
  
                    Manchmal umarmt mich ein Ort
  
                    Mit Armen von weit her, 
                    mit Händen von nahem
  
                    Und ich rieche sein Alter, 
                    junge Blüten und reifendes Korn, 
                    berühre Mauern und Rinden, 
                    streiche dem Wasser über den Rücken, 
                    den Fischen, die in grüner Strömung stehen, 
                    und lasse meine Furcht zurück, 
                    zwischen ihren Flossen
  
                    Wenn ich dann fort bin, 
                    die Linden verduften, 
                    alle Sterne vom Holunder fallen 
                    und der alte Birnbaum zerbricht, 
                    so bleibe ich doch 
                    ein Umarmter
  
                    © Andreas König
                    
                   | 
                
            
            
            JULI 
             
            
               
                  
            
                    ES 
                    WAR
  
                    
                    Es war ein Sommer 
                    voller Gewährung.
  
                    Wie glitzernder Staub 
                    war er auf den Fächern 
                    der Gärten verstreut, 
                    die trunken waren von Farbe 
                    wie die Flügel eines Pfaus.
  
                    Die Steine ringsum auf Wegen 
                    und Beeten waren ausgeschieden 
                    aus der Blöße des Himmels,
  
                    fadenscheinig war das Kleid 
                    der Nacht mit den Spritzern 
                    der Sterne, bis spät noch rollten 
                    Lichter den Horizont entlang,
  
                    die im Aufblitzen scharf 
                    waren wie Messer.
  
                    Aus: Matthias Attig: Fernsicht. Variationen über Traum und Erwachen. Passau 2018, S. 28. 
© Ralf Schuster Verlag, Passau.
                    
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            JUNI 
             
            
               
                  
                    
                    Friedrich von Hindersin (1858-1936)
  
                    Das Sonnett an das Sonnet
  
                    Seltsame Wunderblume der Sonnette, 
                    Verborgen blühst du in des Waldes Weiten. 
                    Wie aus des Purpurrothen Kelches Bette 
                    Die gelben Fäden süßen Duft verbreiten!
  
                    
                    Es mögen andre Dichter um die Wette 
                    Mit ihren Liedern um die Schönen streiten! 
                    Ein leichter Vers, er findet, da die Stätte, 
                    Wo leichtes Herz mag leichten Sieg bereiten. ¿
  
                    
                    Wer wahrhaft liebt, kann nicht von Liebe lassen, 
                    Und lieben muss er, ob verschmäht er bliebe, 
                    Dann immer wandelt Liebe sich in Hassen. ¿
  
                    
                    Verschlungner Reime seltsames Getriebe, 
                    Sonnettenform allein vermag zu fassen 
                    Verhaltne Gluten tief verborgner Liebe.
  
                    
                    Aus: Sonette über das Sonett. Anthologie zum Metasonett in der deutschen Dichtung. 
                    Hrsg. von Matthias C. Hänselmann. 
                    Passau 2021, S. 243.
                    
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            MAI 
             
            
               
                  
                    
                    
                    Givet, Eglise
                    
  
                    Sonne dringt durch bunte Fenster.  
                    Farben steigen auf zu Dir. 
                    Breite deine Arme aus,  
                    lass uns fließen im Strom,  
                    träumen vom Licht. 
                    Weiße Fluten steigen. 
                    Schwarze Steine werden golden. 
                    Die Gräber strahlen.
  
    
                    Aus: Willi Arnolds: Du wirst mich finden am Montmartre. Bilder aus Frankreich. 
                    Passau 2020. 
                    © Ralf Schuster Verlag, Passau.
                    
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            APRIL 
             
            
               
                  
                    
                    Regina Magdalena Limburger (~1639-1691)
  
                    
                    Nachrufgedicht für den 1681 verstorbenen 
                    Dichter Sigmund von Birken ("Floridan")
  
                    
                    Man mag die Lebens-Uhr/ wohin man will verdrehen/ 
                    Doch giebt sie keine Ruh/ ihr Stand ist Unbestand; 
                    Die Unruh lässet sich wol fühlen: wo nicht sehen: 
                    So richtet unsern Lauf des höchsten Künstlers Hand. 
                    Offt schweigt der Herzens-Schlag/ der Himmels-Zeiger stecket/ 
                    indem der faule Rost den freyen Paß verschleusst; 
                    bis eine Kreuzes-Last die Räder wieder wecket/ 
                    und GOtt sein Gnaden-Oel in alle Fugen geusst. 
                    Jndessen bleibt es fest/ daß Hoffnungs-Circuln wanken; 
                    Du hast uns den Compaß/ O Floridan/ verrückt! 
                    Durch deinen frühen Fall entstehen die Gedanken: 
                    Dein Tod und Leben wird aus einem Bild erblickt. 
                    Ob manche falsche Uhr nicht zeiget/ wie sie schläget/ 
                    Doch traffen Gang und Klang in deiner redlich ein: 
                    Du hast den Ausspruch wol gedreht und überleget/ 
                    Drum konte auch hernach dein Thon gewichtig seyn. 
                    Dich hat der scharfe Zahn des Sorgen-Rads benaget/ 
                    bis dich die schwere Last der Krankheit überwug; 
                    und jene Stunde kam (die mancher noch beklaget) 
                    da deine Lebens-Uhr den Garaus endlich schlug. 
                    Nun ruhest du mit Lust/ die Last blieb auf der Erden/ 
                    Diß Meisterstück ist nicht zerbrochen/ nur zerlegt! 
                    Was jetzt vertheilet ist/ soll einst ergänzet werden: 
                    Wie daß die Unruh dann sich ewig in uns regt?
  
                    Aus: Die Pegnitzschäferinnen. Eine Anthologie. Passau 2009. 
                    
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            MÄRZ 
             
            
               
                  
                    
                            
                    Alte Torglocke 
                    (Schloss Kronburg)
  
                    Sie schlief, 
                    voll schönem Klang
  
                    Dem tiefen Brunnen gleich, 
                    in dem der Spiegel 
                    wachte
  
                    © Andreas König
                    
                    
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	    FEBRUAR 
             
            
               
                  
                    
			
			Himmelsschreiben, 
			von Helen Frankenthaler
			
  
			Ich sage nicht Ihr sollt das kaufen 
			Oder das glauben oder wählen 
			Ich sage auch nicht: werde meine Frau 
			Wenn Ihr nach oben schaut 
			Bevor der Wind die Spur verwischt 
			Könnt Ihr sehen 
			Dass ich über den Himmel getanzt bin 
			So voller Freude 
			Ich habe gar nicht daran gedacht, etwas zu schreiben
  
			
			Aus: Melanie Barbato: Die Erdbeerschale 
			Passau 2022. 
			© Ralf Schuster Verlag, Passau.
                    
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